Etwas zaubert dir ein Lächeln auf den Bauch und eine Gänsehaut ins Gehirn, etwas hält dich fest, aber nicht zu sehr; das tut gut so, das fühlt sich nach Erdbeeren mit Sahne an und nach Eiskaffee, nach Nucki Nuss im Freibad unterm blauen Himmel und einem kühlenden Windhauch, der die Hitze mitnimmt. Ein bisschen nur, gerade genug, um die Sonne auf der Haut nicht zu vergessen, das Lächeln nicht zu verlieren und das Hirn auszutricksen; mit Sonnenmilch schreibe ich Danke auf deinen Rücken und mir auf die Stirn.
in unseren köpfen brennt es
Der Sommer liegt in den Wehen und nichts passiert, wir warten und warten und lächeln gezwungen, bis die Sonne eben hinter den Wolken wieder untergeht. Das ist schon okay so, das ist wie eine langsame Wanderung ohne rechtes Ziel, nur mit der Ahnung, dass man irgendwo hinter dem nächsten Wald, dem nächsten Hügel vielleicht ja einen Ort zur Einkehr findet, mit kühlem Bier und deftigem Eintopf, mit einer Bank im Garten zum Sitzen und Träumen und Luftholen. Weiterwandern, Schritt um Schritt, vielleicht kommen wir an irgendwann. Und wenn auch nicht, was macht es schon, sind wir eben Weltrekorde gewandert, nicht weiter schlimm, wenn man nur genau genug alles um sich herum beobachtet, ab und an auch mal stehen bleibt, zum Einatmen, zum Wundern oder Weinen, zum Ausatmen; die Landschaft ist doch recht schön, sagst du und ich blicke voll Sehnsucht zum Horizont, der mich anschweigt und leuchtfeuerrot die Sonne verschlucken will.
unsere wut ist ein sommerregen
Der Kopf ein Käfig, ein Ameisenhügel voller Gedanken und die Königin ist tot, wie lösen uns auf, in geordnetem Chaos. Zurückschauen, umsehen und feststellen, dass wir uns verändert haben, über all das Suchen hinweg, mit dieser ganzen Sehnsucht in der Magengrube und der Narrenkappe auf, es stört uns nicht einmal mehr, es ist uns gleich und gleich und ein bisschen zum Lachen ist es ja schon. Das ganze Getöse immer, das ganze Gezeter und die ständige Angst, wer kann sich da noch ernst nehmen, wer kann noch ernst bleiben, wer stiehlt ein Pferd, wer reitet darauf ohne Sattel.
viele risse geben noch lange keine grube
Hast du jemals daran geglaubt, fragst du und ich antworte mit einem Rätsel und einer Gegenfrage; wenn die Musik laut genug ist, kannst du meine Zweifel nicht hören und Sehen in diesem Nebel heutzutage ist ohnehin schwer, der Alltag nimmt uns bei der Hand und die Angst kommt und geht, kommt und geht und bleibt manchmal, es fühlt sich endgültig an und die wenigen positiven Beispiele musst du mit Wut und Zorn und Wodka ans Licht zerren. Wie totes Gewebe schlabbert dein Herz und dein Hirn in dir rum und all die Komplimente bringen nur wenig, kennste schon, haste schon mal gehört, hält nicht lang genug an; das Kopfkino springt an und kurz vor den wirklich interessanten Stellen, den Szenen mit Liebe und Hass und Verzweiflung und Blut und abgetrennten Körperteilen, bleibt der Film hängen, wieder und wieder an der selben Stelle. Und wo leiht man sich heute schon einen neuen Film, wo es doch keine Videotheken mehr gibt, die dich wenigstens für fünfzehn Minuten an die frische Luft treiben könnten; stattdessen Stream ab, aber deine Bandbreite macht das irgendwie nicht mit.
wir haben es kommen sehen, blind wie wir sind
Zwei Bier und eine Wahrheit, ein erzwungenes Lächeln und in dir drin sitzt der Schmerz so tief, dass du ihn nicht mehr fassen kannst. Alles gut so weit, alles entspannt und hellfuckingfunny, Musik und diese Menschen, die du so gut kennst, dass es schon weh tut manchmal. Wir alle leiden an irgendetwas, wir alle fühlen uns nichtig manchmal; ob du Wasser trinkst oder Schnaps, das ist egal, es hilft dir nicht weiter, du fragst nicht nach dem Warum sondern nach dem Warumnicht. Ein Sehender unter Blinden, ein Tauber unter Emotionsgetriebenen, ich für mich und meine Geister, geliebt, gehasst, geneidet vielleicht. Wir hangeln uns aneinander entlang, als gäbe es irgendwo noch mehr zu entdecken und als müsste der rechte Moment erst kommen. Ich zünde mir eine Zigarette an und schweige, seh dich und schweige, seh mich da sitzen und schweigen und nichts passiert, nichts, gar nichts passiert und es lässt mich nicht kalt aber fröstelnd zurück.
wie ein lektor vorm blindband
Wie man sich begegnet manchmal, nur aus dem Augenwinkel mit zitterndem Blick, wie man sich sieht und doch nicht erkennt, weil etwas uns verbirgt hinter zentimeterdickem Glas oder zu altem Staub, weil wir die Hände nicht frei haben und den Kopf erst recht nicht. Ein Zeichen setzen wir, damit man uns finden mag irgendwann, damit wir nicht völlig untergehen, damit wir nicht klammheimlich verschwinden im Nirgendwo, aber wer kann schon die Kritzeleien lesen, die wir in die Innenwand unserer Herzen ritzen mit spitzer Nadel und stumpfer Angst, wer kann schon direkt hineinschauen in dich und in deinen Gedanken blättern, in deiner Geschichte lesen, als wärst du ein offenes Buch mit gebrochenem Rücken, Hardcover, der Schnitt schon angegilbt, die Bindung löst sich, so wie du selbst.
bis die füße bluten
Ein Käfig und du, wir sehen uns nicht und doch. Wenn man die Augen nur fest genug verschließt, dann hat es am Ende etwas befreiendes. Augen zu und durch, denken wir uns, Augen zu und weitermachen, was wir nicht sehen, berührt uns nicht, oder sagen wir es so: weniger, leichter nur, wie ein Fledermausflügelschlag, wenn überhaupt. Dass man vom Weg abkommen mag dabei, ja, nun, wir stolpern ohnehin so viel herum, das macht doch nichts, das kratzt nur ein bisschen das Selbstvertrauen an; gut, wenn man genug davon hat. Ein Käfig, vier Wände und diese Sülze im Kopf, ein Käfig, vier Wände und dich im Kopf; ich tanze und tanze und meine Füße bluten, in diesen Schuhen sieht man es nicht, die Investition hat sich gelohnt. Und dann: Augen auf und oha!, eine Erkenntnis vielleicht, Selbstschutz eventuell aber immerhin: Nichts weiter passiert, nur ein bisschen die Ellbogen aufgeschürft an den Mauern, der Käfig aber, er hält, was er verspricht.