28. Juni 2011

ze:n|zuxt

Warum wir uns getroffen haben, fragst du dich, weil es immer einen Grund gibt für solcherlei Begegnungen, weil nichts ohne Sinn passiert, jedenfalls nichts, was einem so nahe geht. Uns überkommen die Fragen, die wir uns selbst stellen, weit mehr als die Fragen, die unsere gemeinsame Zeit betreffen, weil wir uns gegenseitig im Spiegel sehen, uns anschauen und irgendetwas altbekanntes erkennen, das Herz voller Sehnsucht und den Dachboden voller verstaubter Unklarheiten des Lebens.
Da stehen Päckchen, gut verschnürt, große und kleine und ich habe genau dieses eine im Blick, dieses doppelt verzurrte, winzige Päckchen, das meinen Blick im Bann hält und von dem ich weiß, dass es eine Kettenreaktion auslöst, wenn ich es öffne.

Ich berühre die Schleife mit den Fingerspitzen.

25. Juni 2011

kreuz|wege

Ich sehe dich. Ungeschminkt mit einer Träne im Augenwinkel spielt der Alkohol mir einen Streich und ich rede, bis mir die Stimme fast versagt, rede, bis fast alle Dämme brechen und sehe mich kaum noch im Nebel, dich dafür umso mehr. Pass auf dich auf. Die Irrlichter leuchten hell, wenn die Vögel den nahenden Tag künden und ich dich im Dämmerlicht berühre, wie einen lange vergessenen Schatz.

24. Juni 2011

kopf|hörer

Teilst deine Lieder mit mir und diese Schrammen im Herz. Ich fühl mich dir näher als bei einem Kuss. Neben dir liegen, in den Himmel flüchten, dich wissen und nicht wissen, ein Moment das Leben schauen, wie es sein könnte, wie es sein sollte vielleicht, wie es uns töten würde durch viel zu viel Nähe, wer weiß es schon.

Meine Seele singt Lieder. Deine ist Musik.

22. Juni 2011

un|verbindlich

Früher wollte das Frühlingsmädchen nie wissen. Jetzt ist es älter geworden und die Uhr tickt laut, die Tage und Jahre vergehen wie Luftpostliebesbriefe an den Liebsten, der auf einer stürmischen Insel sitzt und auf Schönwetter wartet, während am Ufer die Aufwartungen salzverzehrt sterben.
Die Sonnenbrille beschlägt vom heißen Atem der Unverbindlichkeit und wir lachen, bis uns die Realität die Kehle zuschnürt. Alltag ist grau, dachte das Frühlingsmädchen, Alltag muss grau sein. Aber Alltag ist das, was uns am Leben hält, wenn man das Nichtwissenwollen eintauscht gegen die wohligwarme Umarmung des Zugeständnisses zu einem fremden Menschen, der einem so fern wie die Sonne an einem Gewittertag ist und so nah wie die Regentropfen auf der eigenen heißen Haut.
Lass mich wissen, Liebster, damit ich nicht dumm sterben muss vor Sehnsucht.

19. Juni 2011

sommer|warnung

Das Frühlingsmädchen hat nach Turbulenzen in vieler Hinsicht jemanden kennen gelernt, der weder Winter- noch Frühlingsmann ist. Es schmeckt den Sommer auf seinen Lippen und hat seltsamerweise keine Angst davor, es spürt die Hitze auf seiner Haut, riecht die Sommergewitter, ahnt den Herbst und findet sich ein in das alles mit einem Lachen im Herzen, das so gläserklirrend klar ist, dass es fast schmerzt.