Wir wissen weder ein noch aus und bleiben einfach stehen deswegen. Das ist mithin die schlechteste Lösung, klar, aber alles ist unscharf um uns herum und das wollen wir einfach nicht recht verknuspern momentan. Stattdessen halten wir uns aneinander fest und lassen nicht locker, erst recht nicht los, wäre ja noch schöner, alleine zu stehen im Nebel, der nur gedämpft das Leben durchlässt und ab und an winzige Wahrheiten nadelspitz unter unsere Gänsehaut jagt.
und dann so, einfach mal so
Aufwachen und alles ist anders, du machst die Augen zu-auf-zu-auf aber es ändert nichts. Ist ja nicht schlimm, denkst du zuerst, ist ja nicht schlimm, nur eben neu, nur eben ein bisschen freakig so, aber hey, freakig kennen wir ja. Und dann kommt plötzlich die Erkenntnis in dein Hirn geschwappt, dass es mit einem einfachen Schulterzucken diesmal nicht getan ist, dass etwas in dir sich gewaltig verändert und damit auch alles drumherum; nein, aufzuhalten ist das nicht, aufhalten willst du das auch gar nicht, nur musst du eben ein bisschen Zeit aufwenden, um das alles im Ausmaß zu verstehen. Im _ganzen_ Ausmaß, mit diesem umfassenden Oha! und ohne dein übliches Getue von Wird-schon-irgendwie. Zack, voll getroffen my dear, komm, ruh dich ein bisschen aus, lass die Wunden ein wenig bluten und nutz die Zeit, um Kraft zu sammeln oder Mut, im besten Fall beides.
etwas pflügt sich durch uns hindurch
Dann spürst du es, irgendwie innendrin, ganz klein und still und mit dieser Ruhe vor dem Sturm lungert es in deinem Herzen herum und macht seltsame Dinge mit dir. Und du freust dich darüber, weil du endlich mal wieder abhebst und ein bisschen herumschwirrst, wie eine betrunkene Hummel, wie ein Kolibri auf Speed – und hey, der Trip ist einer der besseren, einer der guten, einer, auf den du lange gewartet hast.
die timeline hat schluckauf
Manchmal fürchte ich, du könntest nur in meinem Kopf existieren, könntest eines dieser Hirngespinste sein, die man eben so mit sich herum trägt wie Tagträume und Schutzschilder und Demoplakate gegen die Ungerechtigkeit der Welt, manchmal fürchte ich mich und manchmal fürchte ich dich und das, was zwischen uns passiert, ob nun tatsächlich oder vielleicht auch nur in meinen Gedanken, ich weiß das hin und wieder nicht zu sagen. Dann wieder ist dein Kuss so real und dein Lächeln und dein Geruch, der an mir hängt und den ich festhalten will mit Inbrunst und ein bisschen Wut, die vielmehr Angst ist, als sonst irgendetwas; dein Duft und dein Lächeln und deine Hände in meinem Nacken, ich will sagen: da gehören sie hin, genau da gehören sie hin, doch dann schlägt die Realität zu und holt mich auf den Boden der Tatsachen zurück, ins Hier und Jetzt – du nicht da, dein Lächeln in meinem Kopf und deine Hände weißgottwo, du nicht da, dein Lächeln in meinem Kopf und meine Gefühle weißgottwo, in einem Traum, durchgeschüttelt von Emotionen.
im mondlicht gehört der tag uns
Wenn es dunkel wird, wenn die Nacht an mein Fenster klopft und die Stille, wenn die Heldengeschichten beginnen und die Märchen, wenn du bei mir bist. Wie ein Traum, aus dem man nicht aufwachen möchte, dem man nachspürt, den man festhalten will und nicht kann; du bringst mich auf seltsame Gedanken und an gläserne Orte. Nachts ist die Sonne ja nur auf der anderen Seite der Welt, denke ich und wünsche mir, das Beamen wäre endlich erfunden, nur um dichmichuns ans Licht zu bringen; eine Tageslichtlächeln in diesem Winter, der ein Frühling ist mit dir darin.
hinter den lidern ist stille
Zwischen Sehnsucht und Zuhause, zwischen meinen Laken und den Kaffeetassen auf dem Küchentisch, zwischen dir und mir und der Leichtigkeit unserer Gegensätze, dazwischen ist immer noch Platz für ein Lächeln. Grund genug, nichts zu fürchten, Grund genug, sich nicht den Kopf zu zerbrechen; vielleicht ist es ganz genau das, was mich dir nahe bringt.
nach mitternacht | keine fragen
Ein Vorsatz und noch vor dem Neuen Jahr wird er gebrochen; du kannst dich zurückhalten, sagst du und diese vier Wörter sind mein Silvesterwunder, mein eigener Vorsatz steht aufrecht im Raum. Immerhin ein gehaltenes Vorhaben, immerhin ein Kuss in den Nacken, immerhin du und dein manchmal sparsames Lächeln, dein durch irgendeinen seltsamen Nebel leuchtendes Lächeln, das mehr aus den Augen strahlt als sonst irgendwoher. Und durch die Nacht will ich sagen: bleib, bleib doch, komm wieder zurück, das Sofa ist frei und die Badewanne auch und mein Bett erst recht, ich habe sogar ein Kissen für dich und einen wärmenden Körper und einige Stunden ohne Fragen, das ist doch, was wir alle so sehr brauchen: fragloses Glück, ab und an, fragloses Beieinandersein hin und wieder; die Antworten kommen ohnehin irgendwann von selbst, früher oder eben später, was macht das schon für einen Unterschied.
nachtschwarz stolpern wir und stürzen nicht
Ein Blaumann und eine Wahrheit, fünf mal Lächeln und die Frage nach dem Präzisionsgedeck einer Notfallchirurgie. Wo andere zerbrechen, haben wir längst unsere Mechanismen, unsere Schutzpanzer aus Leckmich und Fuck, unsere Angst und das Wissen darum, dass das alles nichts ist gegen unsere Abgründe, unsere Furcht und die Monster in unseren Betten. Halt mich mal kurz und lass mich den Bass deiner Stimme spüren; das verspricht etwas, das erzählt mir eine Nachtgeschichte und ob sie gut war, erzähl ich dir morgen vielleicht, nächste Woche oder auch nie – und sowieso nur, wenn du fragst_ ich muss weg, früh aufstehen oder der Müdigkeit nachgeben oder einfach ein bisschen allein sein, irgendwas in der Art, auf jeden Fall fort, und es liegt nicht an dir sondern an der Art, mit der du mich ansiehst.
über das erinnern vergessen wir uns
Wann genau haben wir eigentlich vergessen, wie das funktioniert, das mit der Menschlichkeit und dem Aneinanderannähern, diese Sache mit dem Miteinander statt Nebeneinanderher, wann genau ist uns das abhanden gekommen und warum finde ich keinen Funken davon in deinen Augen und in deinem Atem und in meinem Kopf auch nicht. Nur diese Leere innendrin und das Nichtverstehen; was ist da eigentlich passiert mit uns und warum will ich nie wieder ertrinken in den Kaffeetassen voller Sehnsucht und dem Geruch nach Kennichgut, soll das doch bleiben, wo es hingehört: zwischen die Beine anderer Frauen, wo du mich so vollständig und ganz und gar vergisst, so sehr, dass ich durchsichtig werde und du mich kalt begrüßt bei einem Wiedersehen, als wäre nie etwas passiert zwischen uns, als hätte ich da irgendwas nur geträumt, so sehr, dass ich mich aufreibe daran, weil ich dich einfach niemals vergesse, weil du immer da bist, ständig; wie anstrengend das ist und wie wenig du weißt.
die sonne fällt uns in den rücken
Mitten im Nichts stehst du und das Lachen fällt dir schwer. Mit der Zurückhaltung eines Buschwindröschens kommst du nicht weit, das hast du immer geahnt und der Abend bestätigt deine Furcht; wie unsichtbar und lichtdurchlässig wir sind manchmal im Taumel der Nacht, wie nicht vorhanden in den Augen der Menschen und was überhaupt ist eigentlich Nähe, wenn sie sprunghaft ist wie die rollende Gischt an den Klippen der Einsamkeit, wenn sie kommt und geht und dich kalt und kälter zurücklässt, mit diesem Unverständnis und dieser Angst, mit den immer wieder gleichen traurigen Träumen und dem nahenden Winter in den Fingerspitzen. Was ist Nähe, was Freundschaft und warum kommst du da irgendwie nicht mehr ganz mit, weil alles so schwankend und wankelmütig ist, so schnell so anders und du vor der Tür, frierend.