Wie verwirrt wir manchmal durch die Gegend steuern, weil der Kopf nicht klar bekommt, dass das Herz sich überschlägt; wie blind wir sind oder besser: wie vernebelt der Blick ist, weil alles durcheinander gerät durch Winzigkeiten und deine eigene Angst. Dann stehst du im Fokus und rutschst aus ihm heraus, bis du nur noch im Hintergrund herumhampelst und dein Verstand von den ganzen Emotionen übertölpelt wurde. Triumphierend machen sich deine Gefühle über die Situation her und plündern die Regale deiner Gedanken, dir bleibt nur, schweigend zuzusehen, weil du entwaffnet wurdest von einem Falschspieler, weil du zu schwach bist gegen die Macht deiner Furcht und die Apokalypse eh schon da ist, was willst du noch kämpfen, du bist es leid und müde bist du auch. Nach der Schlacht dann bist du verwundet und stumm, nach der Nacht bist du verletzt und sprachlos, bis diese verkackte Hoffnung um die Ecke kommt, zu spät, wie immer, aber gerade noch rechtzeitig.
über das erinnern vergessen wir uns
Wann genau haben wir eigentlich vergessen, wie das funktioniert, das mit der Menschlichkeit und dem Aneinanderannähern, diese Sache mit dem Miteinander statt Nebeneinanderher, wann genau ist uns das abhanden gekommen und warum finde ich keinen Funken davon in deinen Augen und in deinem Atem und in meinem Kopf auch nicht. Nur diese Leere innendrin und das Nichtverstehen; was ist da eigentlich passiert mit uns und warum will ich nie wieder ertrinken in den Kaffeetassen voller Sehnsucht und dem Geruch nach Kennichgut, soll das doch bleiben, wo es hingehört: zwischen die Beine anderer Frauen, wo du mich so vollständig und ganz und gar vergisst, so sehr, dass ich durchsichtig werde und du mich kalt begrüßt bei einem Wiedersehen, als wäre nie etwas passiert zwischen uns, als hätte ich da irgendwas nur geträumt, so sehr, dass ich mich aufreibe daran, weil ich dich einfach niemals vergesse, weil du immer da bist, ständig; wie anstrengend das ist und wie wenig du weißt.
die sonne fällt uns in den rücken
Mitten im Nichts stehst du und das Lachen fällt dir schwer. Mit der Zurückhaltung eines Buschwindröschens kommst du nicht weit, das hast du immer geahnt und der Abend bestätigt deine Furcht; wie unsichtbar und lichtdurchlässig wir sind manchmal im Taumel der Nacht, wie nicht vorhanden in den Augen der Menschen und was überhaupt ist eigentlich Nähe, wenn sie sprunghaft ist wie die rollende Gischt an den Klippen der Einsamkeit, wenn sie kommt und geht und dich kalt und kälter zurücklässt, mit diesem Unverständnis und dieser Angst, mit den immer wieder gleichen traurigen Träumen und dem nahenden Winter in den Fingerspitzen. Was ist Nähe, was Freundschaft und warum kommst du da irgendwie nicht mehr ganz mit, weil alles so schwankend und wankelmütig ist, so schnell so anders und du vor der Tür, frierend.
auf dem dachboden trocknet das herz
Wenn die Sonne untergeht, haben wir das doppelte Gewicht und unsere Beine tragen uns kaum. Nicht dich, nicht deine Wunden und auch nicht die Zweifel, aber was macht das schon, vom Zusammenbruch sind wir weit entfernt, so weit, dass am anderen Ende unserer Gedanken noch Mittag ist, während hier der Abend über uns rollt wie ein Einschlaflied. Wir sind weder nachtblind noch tageslichttrunken, nur etwas verwirrt ob der Tatsache, dass nichts uns aus der Bahn wirft.
am ende ist auch nur ein funkeln
Wie doch die Türen offen stehen, sperrangelweit und die Fenster, wir davor in Angst und ohne Rückhalt; sich fallen lassen, wie einfach das klingt und wie schwer das doch ist mit diesen Betonklötzen, in denen unsere Füße stecken. Hunderfach lieber wäre uns ein Regen, der alles fortwaschen würde, alles mit sich nehmen und nur noch Leere lassen würde, fruchtbaren Boden für neue Träume, neue Gedanken und offene Köpfe, mit uns darin und den Widersprüchen unserer Worte, mit leisen Melodien und diesem Zittern deiner Oberlippe kurz vorm unbändigen Lachen, wie schön das doch wäre, wie schön du doch bist, sagst du und ich zucke nur mit den Schultern und bleibe vor den offenen Türen stehen wie ein Reh im Scheinwerferlicht seines Todes.