3. September 2011

über|bord

Und dann holt es dich immer wieder ein, greift dir eiskalt in den Nacken und macht aus einem Abend voller Musik ein tränenreiches Spektakel. Während du versuchst, dich zu verstecken, dich wegdrehst und die Schultern bis zu den Ohren hochziehst, um ganz zu bleiben und den Blicken standzuhalten, bahnt sich das Chaos den Weg einfach selbst, ungeachtet deines Willens, ungeachtet deines Wollens. Ein Spielball deiner eigenen Emotionen bist du und ja, wir sollten mal wieder Kaffee trinken gehen und ja, ich werde wieder nur schweigen darüber und schluckenschluckenschlucken, bis irgendwann der Kopf platzt und diese Seifenblase aus Stabilität, die mich im Alltag hält.

Er spielt dieses Lied und ich kann nicht mehr stillhalten, ich weiß, dass es Routine ist da oben auf der Bühne, aber mich hier unten im Publikum überrollt ein Sturm; vom Donner gerührt bin ich, mein Herz bleibt eine Sekunde stehen und ein Standbild wie vom Blitz erhellt frisst sich in meinen Kopf, brennt sich in mein Herz und in mein Leben, gesellt sich zu den anderen Standbildern, zu der Fotogalerie meiner Erinnerungen an dich, großformatig auf weißer Wand. Bald ist da kein Platz mehr. So viele Bilder.