6. Oktober 2011

la|vie

Dann kommt der Regen. Wie du über das Kopfsteinpflaster stöckelst mit deinen Absätzen und du dir ein Halstuch um den Kopf schlingst, damit dir die Nässe nicht über die Kopfhaut ins Gehirn kriecht. Wie du den Kragen der Jacke hochschlägst und festhältst, weil der Regen dir in den Nacken tropft und den Rücken hinunterläuft wie andernnachts die Finger eines Mannes; Gänsehaut und die Wimperntusche verläuft, du stöckelst weiter, dunkel und leergefegt die Innenstadt. Unter den Schirmen der Cafés die Menschen, dicht gedrängt, du in der Mitte der Straße, es ist ein Mythos, dass du trocken bleibst, wenn du dich an Hauswänden entlang nach Hause schleichst, der Regen, er kommt von Innen. Alles ist so französisch auf einmal, der Regen, das Licht in den Pfützen, das Tuch um dein Haar, das Kopfsteinpflaster, mon amour, küss mir die Wangen trocken und spiel mir ein Lied auf der Klarinette, ich bekomme Lust auf Galettes und Baguettes, auf Küsse im Regen und Rotwein aus einem Becherglas, auf eine Zigarette am offenen Fenster und schwarzen Kaffee.