19. September 2011

anker|wurf

Wenn der Herbst kommt. Unter deinen Nägeln brennt etwas, auf deiner Seele auch – aber die Zeit, sie rennt dir davon. Deine Lunge schwer von zu vielen Zigaretten und den unausgeatmeten Wünschen, deine Beine taub vom vielen Davonlaufen und Stillhalten, du schaffst es nicht, ihr nachzusetzen, auf halbem Wege erinnerst du dich und kannst nicht einen Meter weitergehen. Muss du eben auf Zeit verzichten und stattdessen das Ticken der Uhr ignorieren – mag es helfen, flüsterst du in dein Kissen.

Während du keine Antworten hast sondern Vorwürfe, spreche ich erstmals aus, was alle schon wussten – plötzlich wird alles ein wenig klarer, der Regen wäscht die Tränen fort und dich, in mir drin ein Regenbogen und ich sehe dich, sehe dich nicht, schaue in deine Augen, die ich so geliebt habe. Statt weiter reden zu wollen schreibe ich ein Liebesgedicht in so vielen Akten, dass es schon seltsam anmuten mag, aber wer nicht hören will, dem kann ich nicht helfen, meine Lippen sind taub schon und meine Zunge längst träge. Und während du schweigst und nicht verstehst und ich immer wieder deine Lieder höre, so kannst du ruhig meine Worte lesen, so wie ich weghören kann und nicht kann, so kannst du darüber hinweglesen oder auch nicht. Verstehst du, was ich dir sagen will, was du nicht sagen kannst und ich nicht sagen kann, das ist gar nicht so unterschiedlich. Nur eines: meine Seele sind Worte, deine ist Musik. Wo ist der Unterschied, was fange ich mit den Vorwürfen an außer sie hin und her zu wenden in dieser Trostlosigkeit unserer Begegnungen und dich mit Hilfe Stück für Stück zu vergessen. Nichts besseres kann mir passieren, ein Funke zum Feuer, das nicht nur zehrt sondern nährt; ich schnitze Feuerholz aus Erinnerungen, das alles soll brennen.