30. August 2011

wilde|maus

Während ich dich anschaue, versuche ich dich zu erkennen; es gelingt mir nicht. Ich sehe dich von außen, sehe deine Zuneigung und deine Lippen, wie sie meine suchen und finden und bin dennoch blind für das, was passiert. Irgendetwas geschieht hier. Das Leben ein Rummelplatz und ich hab schon ein paar Bier zu viel, so fühlt sich das an und ich halte mich verzweifelt an deinen Augen fest, weil sie der einzige Fixpunkt sind, starr auf mich gerichtet, was suchst du, was suche ich eigentlich. Der Frühlingsmann fort, der Sommermann gegangen und zurück bleibt Regen und Eis in mir, du kannst das nicht wissen. Geh lieber, geh schnell, bevor ich zerbreche und nur noch Scherben übrig sind, keiner hat das verdient, keiner kann etwas dafür, nur das Frühlingsmädchen und seine verzweifelt sinnlose Hoffnung auf ein Sommergewitter.

28. August 2011

auf|sand

 
Plötzlich träumst du von anderen. Du widersetzt dich nicht, warum auch, es träumt sich gut so frei von ihm. Deine Hände noch ganz taub beim Aufwachen, weil du versucht hast, etwas festzuhalten, was du nicht festhalten kannst. Es entgleitet dir, er entgleitet dir, dein Herz blutet dabei, aber nicht mehr so stark. Du küsst andere, es tut dir gut, du machst seit Monaten mal wieder die Augen auf und erschauderst beim Blick auf die Welt, sie drängt sich dir auf, fast nicht auszuhalten ist das, du frierst, steckst die Hände unter die Achseln und hebst die Schultern an: Was weiß ich schon vom Leben, was weißt du schon von mir. Zählst meine Lügen und meine Lachfältchen, was ist wichtiger – die Irrwege oder die falschen Ziele, was bist du mir wert. Wenn die Nacht kommt, kommt die Einsamkeit und die Erinnerung, auf Treibsand bau ich mein Haus.
 

25. August 2011

parallel|universum

Auf deinem Planeten treibst du haltlos durch das Universum und ahnst nichts vom Leben auf fremdem Boden. Während ich Nacht für Nacht ein Leuchtfeuer entzünde und in die Sterne starre, liegst du am Strand deiner Welt und schläfst, unruhig zwar aber mit den Gedanken auf vertrautem Terrain. Was kümmert dich die Weite des Alls, wenn schon die Ausmaße deines eigenen Planeten dich schrecken; ich sehne und sinne, verzweifle und ringe mit mir, du siehst es nicht.
Ein Komet rast auf mich zu; du wünschst dir etwas: die Sternschnuppen leuchten so hell heute Nacht.

24. August 2011

blitz|licht

Du riechst es. Du spürst den aufkommenden Wind, hörst das Blätterrauschen; elektrisiert, die ersten Blitze am Horizont, du wartest. Der Wind presst dir das Kleid an den Leib, dein Bauch zeichnet sich ab, deine Oberschenkel, der Unterleib, deine Knie zittern vor Anspannung und du widerstehst dem Drang, schneller zu gehen. Soll es doch kommen, das Gewitter, soll es dich doch holen und mit dir spielen, die Plastiktüten am Straßenrand tanzen schon. Tanzen willst auch du, vor Lust, vor Vorfreude auf den Regen. Noch langsamer gehst du und eine alte Frau vor der Tür zu ihrem Haus sieht dir verwundert nach und prüfend in den dunklen Abendhimmel, die Wolken sind verschmolzen. Du schmilzt wie sie und sehnst dich nach Erlösung; die Zeit soll still stehen, denkst du dir, nur noch ein Weilchen, weil die Minuten vor dem Sommergewitter sind, wie diese eine Sekunde vor dem ersten Kuss.

23. August 2011

schatten|spiele

Nachts dann ist alles grau. Was vorher noch so farbenfroh lockte und uns zusammentrieb, bleibt im Dunkel ungesagt; die Mücken können uns nicht retten und das Reden über Dinge, von denen wir nichts verstehen auch nicht. Also schweigen wir und harren der Kühle, die nur schleichend kommt und sich nicht hetzen lässt. Der Schweiß des Tages klebt in meinen Poren und ein Versprechen auf meiner Haut obendrein, eines, das ich nicht halten will oder kann, eines, das mich dennoch anzieht, ich zweifle, schwanke, widersetze mich und drifte ab. Ich reiße das Fenster auf, damit die Nacht herein kann, damit der Kopf frei wird und draußen schreit ein Kind. Innendrin schreie auch ich, wiege mich erst in Sicherheit und dann in den Schlaf.

22. August 2011

in|rainbows

 
Und dann stellst du angesichts der Welt plötzlich fest, dass du klein und nichtig bist. Dass all deine Probleme so unwichtig sind, so unbedeutend wie ein Staubkorn im Licht des Tages; zwischen Sommer und allem anderen, zwischen der Hitze auf deiner Haut und dem Lächeln des Himmels wachst du auf und kannst nur den Kopf schütteln über deine Naivität. Wie wir uns fallenlassen ab und an und zu tief fallen hin und wieder und immer wieder aufstehn, nichts scheint so wichtig zu sein wie das Sein. Am Horizont ein Regenbogen, ein kalter Schauer Regennass und die Wärme der Erde, du atmest tief und gibst dich geschlagen. Es stört dich nicht.
 

an|klage

Weit und wiedersinnig
am Horizont dein Lachen
im Hier und Jetzt

Wo aber sitzt denn
was wir Seele nennen
wenn nicht im Anderswo

Im Hals ein Schluchzen
Frühlingsmädchen im Sommerkleid
Eisblumen im Haar
und diese Trägheit

 

20. August 2011

blau|pause

Halt mich. Das kannst du gut, mich halten und vor dem Abgrund bewahren, einfach da sein, ohne Fragen, ohne Fordern, die Momente nehmen und genießen. Während in mir drin die Gedanken durcheinander rauschen und stolpern und das Frühlingsmädchen den Kopf schüttelt, unbändig, hartnäckig, weil es sich nicht daruf einlassen kann, weil es den Bauch voll hat mit Zuckerwatte und das Herz voller sauerer Drops. Komm mir nicht zu nah, du könntest verbrennen daran, an den Umständen und den Zweifeln und den blutenden Wunden in diesem Klumpen Fleisch, der mal mein Herz war. Rette dich, so lange du noch kannst; halt mich, so lange ich weine.

Zweischneidiges Schwert, mein Nachtgefährte, dunkler Doppelgänger, macht mich blind für dich.

18. August 2011

ein|fach

Manchmal bin ich sprachlos und rede dafür um so lauter. Dabei habe ich nichts zu sagen, nichts, was du nicht schon weißt, nichts, was irgendetwas ändert an der Tatsache, dass du mir fehlst.

17. August 2011

haut|nah

Seine Hände auf meinem Körper und diese Sehnsucht nach Berührung. Er weiß nicht, was ich weiß, dass nämlich alles falsch ist irgendwie, eine Lüge in meinem Kopf, ein Versuch nur, ein Ausprobieren. Und fast kommen die Tränen, weil ich verzweifelt versuche, dich zu erinnern, dich und wie es war mit dir, als du mich berührtest, als deine Hände auf meinem Körper spazierten. Ich verliere deinen Geschmack auf meiner Zunge, deinen Geruch und deine Wärme, deine Haut und deinen Mund.

Bis heute frag ich dich insgeheim immer wieder, was das war, was ich in deinen Augen sah, als wir uns zum ersten Mal liebten. Waren das Tränen? Wusstest du schon zu Beginn, dass du mir das Herz brechen würdest?

Nein, sag nichts.
Ich will es nicht hören.