Es ist leichter, dich nicht zu berühren, wenn wir unter Menschen sind. Natürlich ist es das, neben dir bin ich und sehe dich, neben mir bist du und schließt die Augen. Meine Hände unruhig und deine Haut ihre Sehnsucht, mein Lächeln echt und doch ein bisschen falsch irgendwie. Wie lang kann das weitergehen so, nein, wie lang kann das gutgehen ist die Frage, keiner weiß eine Antwort. Nicht du, nicht ich, nicht die anderen. Schwebezustand, flatterhaftes Sein, haltlos mit dem Herz im Hochnebel.
wolken|fänger
Ein Traum das alles und ich schlafend zwischen den Dimensionen. Was machen, wenn einem das Wachsein vorkommt wie Feenstaub und weder Frühling noch Herbst ist, leicht wie ein Vogelkind bist du, flugunfähig. Und hoch droben im Baum trägt einen ein einziger Windstoß fort in die Welt mit geschlossenen Augen, ich blinzle laut, du schweigst, der Himmel lacht.
luft|schiff
Mir scheint, es hat sich ein Knoten gebildet in dir, ein Knoten so groß wie dein Herz und er schnürt dir das Lachen ab. So bleibt es im Hals stecken, wo obendrein ein Kloß sitzt, der dir das Atmen schwer macht. Ich fürchte um dich, fürchte, dass deine Schutzschicht das alles nicht mehr halten kann, weil es zu viel ist, viel zu viel und du zerspringen wirst in tausend Scherben, die sich nicht kitten lassen. Wenn du dir nicht Luft machst hin und wieder wirst du meilenweit davontreiben irgendwann wie ein Luftschiff über dem Meer, hilflos und blind, angetrieben durch all das Schwelen und Brodeln in dir, ein Windhauch von außen reicht aus.
Dämme müssen brechen, damit Fruchtbarkeit über das Land kommen kann.
grat|wandern
Immer an der Grenze entlang taumele ich stolzen Fußes. Den Kopf in den Wolken will ich haben und heb doch nur die Fingerspitzen in den rauen Wind während anderswo Welten sterben. Ich sehe nicht weit genug für ein Lächeln, nur Nebel, gefährlich nah.
unter|wasser
In deine Tiefen will ich eintauchen, Perlen suchen und mit den Fischschwärmen tanzen. Stattdessen klatsche ich auf deiner Oberfläche auf, unfähig, etwas gegen die Wasserwand unter mir zu tun, unfähig aber auch aufzuatmen und froh zu sein, nicht unterzugehen.
Du stehst starr und unbeweglich, wie ein gefrorenes Meer. Alles ist Eis und ich suche Wärme an der falschen Stelle, Wärme, die du mir nicht geben kannst. Die Axt aber erreiche ich nicht, ich ahne sie liegen unter einer Schneewehe, nicht weit und doch. Ich friere fest, du merkst es und rührst dich nicht, wir zwei bewegungslos und diese Tränen, süß wie der Tod im Eis, bitter wie dein Blick aus der Tiefe.
Salzverwundet das Frühlingsmädchen, ich eine Last, du ein gefrorenes Meer, dessen Schätze ich nicht zu heben weiß.
glücks|keks
Mit weit geöffneten Armen und dem Herz voller Fragen. Sehne mich nach deiner Nähe und werde entschädigt durch schokoverschmierte Hände und dieses Kinderlachen, das meinen Namen sagt und mir ein rosa Fahrrad schenken will. Und ich sehe, dass es dich mitten ins Herz trifft und du siehst nicht, dass es mir fast die Beine wegzieht unter meiner eigenen Last. Dein Mädchen mit den Kuschelwangen fragt nicht nach dem warum, es tut ganz einfach, was es tun möchte, Zuneigung zeigen, Angst ausdrücken, Schokokuchen essen, Weihnachtslieder im Sommer singen, so sind Kinder, sie halten sich nicht zurück, wenn sie etwas bewegt.
Wir dagegen, alt und unbeweglich, tragen unsere emotionalen Ketten mit Stolz oft und scheitern an der einfachsten Berührung, an der so simplen Wahrheit, an uns selbst und dem Gegenüber.
Während ich mich jedes Mal frage, ob wir uns wiedersehen, lacht dein Mädchen ein unversehrtes Gläserklirren, weil es ohne nachzudenken weiß, dass man sich wiedersieht.
Denn wieso auch sollte es nicht so sein?