unter den wellen ist etwas
Wie einsam wir uns fühlen können, wie einsam und klein, wenn eine Zeit vergeht und eine Berührung auch. Eine Nichtigkeit und ein Glas Wein, zwischen den Wellen schluckst du Salzwasser und vielleicht ja auch einen Einsiedlerkrebs. Er könnte sich zu dem Einsiedler in deinem Herzen gesellen, das könnte die Einsamkeit vertreiben und die Angst mitunter, die Angst vor dir selbst und den Menschen und diesen Wirrnissen, die sich an dir festsetzen wie Algen. Die Sonne brennt erbarmungslos, aber sie bleicht deine Gedanken nicht aus und hinter den Gläsern deiner Sonnenbrille sieht man die Tränen nicht, das ist gut so, denn das offene Meer ist nichts für schwache Menschen; du schwimmst und es ist mühsam, du lässt dich treiben und fürchtest dich, du tauchst und willst nie wieder auftauchen. Dort unten ist es still, nur das Knistern kleiner Tiere hält dich wach und deine Lungen, die dich an die Oberfläche treiben, immer wieder, ob du willst oder nicht, so schwach bist du und die Brandung spült dich an Land und mit dir deine Träume und deine Nöte und dieses kleine Mädchen, das du nicht sein willst, es weint.
wir brennen, aber nicht aus
Wir heben uns etwas auf, für später vielleicht oder für immer, das ist erstmal unwichtig. Aus zwei Wochen und Jahren kann ein Sommerlächeln werden und du weißt nicht, wo du es einsortieren sollst, du schaust darauf und daran vorbei, zurück ein bisschen und vorwärts auch, aber findest die passende Schublade nicht. Also legst du es ab unter Seltsamkeiten, da liegen schon so viele Dinge, allesamt ein buntgemischtes Inferno deiner eigenen Ungereimtheiten, suchst die passenden Wörter für etwas, worauf du dir keinen Reim machen kannst. Dann schweigst du und schließt die Augen, kurz nur, in diesem Sommerwindwetter mit den schwirrenden Mücken, die dich weitertreiben; schwirrende Mücken über unseren Köpfen wie diese Fragen in unseren Augen ohne Sprache. Du bist gerade ganz weit weg, sagst du und ich nicke und denke: viel näher als du glauben magst, viel näher an mir selbst.
halt mal kurz, inne zum beispiel
Es reicht, sich zu kennen, es reicht, ein bisschen. Für ein Aneinanderfesthalten vielleicht, für ein Lächeln innendrin und deine Hand und meine reicht es bestimmt, und darüberhinaus stellt man einfach keine Fragen, man lernt ja, Dinge zum Beispiel und Sequenzen und ein Mitternachtsrauschen in den Ohren, wir landen punktgenau im N/Irgendwo, auch ohne Erinnerungen oder gerade deswegen. Losflattern, Absaufen, Auftauchen, Mitmischen, im Beieinander und knapp Aneinandervorbeischrammen, mit Salz von gestern auf den Wangen, kratz es nicht ab, nur an vielleicht und vorsichtig, damit nichts zerbricht. Heute keine Wellen und morgen keine Flaute, auf Normalnull fühlt sich alles wattig an und mit Autopliot, also kämpfen wir gegen die Langeweile und das Gefühl, nichts wäre aufregend genug, uns zum Atmen zu bringen, aber da sind immer noch die Lichter der Stadt und das Leuchten in den Augen und wir darin.
aneinander unter den dingen
Etwas zaubert dir ein Lächeln auf den Bauch und eine Gänsehaut ins Gehirn, etwas hält dich fest, aber nicht zu sehr; das tut gut so, das fühlt sich nach Erdbeeren mit Sahne an und nach Eiskaffee, nach Nucki Nuss im Freibad unterm blauen Himmel und einem kühlenden Windhauch, der die Hitze mitnimmt. Ein bisschen nur, gerade genug, um die Sonne auf der Haut nicht zu vergessen, das Lächeln nicht zu verlieren und das Hirn auszutricksen; mit Sonnenmilch schreibe ich Danke auf deinen Rücken und mir auf die Stirn.
wir haben es kommen sehen, blind wie wir sind
Zwei Bier und eine Wahrheit, ein erzwungenes Lächeln und in dir drin sitzt der Schmerz so tief, dass du ihn nicht mehr fassen kannst. Alles gut so weit, alles entspannt und hellfuckingfunny, Musik und diese Menschen, die du so gut kennst, dass es schon weh tut manchmal. Wir alle leiden an irgendetwas, wir alle fühlen uns nichtig manchmal; ob du Wasser trinkst oder Schnaps, das ist egal, es hilft dir nicht weiter, du fragst nicht nach dem Warum sondern nach dem Warumnicht. Ein Sehender unter Blinden, ein Tauber unter Emotionsgetriebenen, ich für mich und meine Geister, geliebt, gehasst, geneidet vielleicht. Wir hangeln uns aneinander entlang, als gäbe es irgendwo noch mehr zu entdecken und als müsste der rechte Moment erst kommen. Ich zünde mir eine Zigarette an und schweige, seh dich und schweige, seh mich da sitzen und schweigen und nichts passiert, nichts, gar nichts passiert und es lässt mich nicht kalt aber fröstelnd zurück.
hinter den wolken sind wir uns fremd
So geht das also. Mut antrinken und fassen, ein bisschen über den eigenen Schatten springen, kein Wunder eigentlich, dass man in diesen Schuhen dann auf die Schnauze fällt dabei. In zwei Wochen oder in zwei Jahren vielleicht, vielleicht nie wieder, man kann das so schön diplomatisch ausdrücken; ich muss dann mal weg, da wartet jemand, ich hingegen warte auf den Moment und das letzte Bier endet als Rinnsal zwischen den Pflastersteinen. Ein bisschen schockiert vielleicht über die Kälte hier, Zeit hat man immer für etwas, was einem wichtig erscheint und wenn es nur fünf Minuten sind für ein Hallo und eine kurze Erklärung, weit ab vom „Lass mal, es geht hier nicht um dich“. Danke, das dachte ich mir schon, wir sind ja nicht emotionsblind, auch wenn es vielleicht besser wäre ab und an, lass mal, lass mal stecken, in zwei Wochen vielleicht, in zwei Jahren dann oder auch nie.
was, wenn nicht diese bilder im kopf
Dass du mir aber auch so über den Weg laufen musst, ohne es überhaupt zu wissen, ohne es zu ahnen, wie blind und sprachlos und ich mit einer Pappnase auf trampelst du durch meinen Garten aus Gedanken und die Brombeersträucher zerkratzen deine Waden, spürst du es, fühlst du überhaupt noch etwas oder bin ich schon tot innendrin, hab ich schon aufgegeben oder holst du nur Luft, um weiter zu tauchen als jemals zuvor, wer kann das ahnen, wenn man doch alles abblockt, was Aufschluss geben könnte, wenn man so knapp neben sich eine Mauer gebaut hat aus Nichtwissenwollen aber der Bauch muckt auf und klettert am wilden Wein empor, während der Kopf sich anderen Dingen zuwendet, sich überschlägt vor lauter Ablenkungsmanövern und bald ist der Sommer da und dann der Herbst und der Winter und ichwiralle wieder dunkelgrau mit Tequila auf den Lippen und Fragen in den Fingerspitzen und Disteln im Haar.
nachts stolpert man schnell
Dann stellst du fest, dass du alt geworden bist. Wie ein Denkmal stehst du im Scheinwerferlicht, am Sockel ein Bronzeschild: Bitte nicht berühren. Eine museale Erinnerung, die andere inspiriert und kurz innehalten lässt; Stein trotz allem, die Marmorkanten angeschlagen. Wie müde man sein kann in solchen Nächten, wie starr und unbeweglich, wie plump und verständnislos, wenn angesichts der eigenen Zeit alles lächerlich wirkt, man selbst auch ein bisschen aber schämen werden wir uns später dafür, wenn überhaupt. Kann uns mal jemand festhalten bitte und uns ernsthaft sagen, dass wir einen Augenblick Nähe wert sind, einen Moment Wärme und ein wahrhaftes Lächeln; ein Blick, ein Buch voller Fragen und der Platz für dein Denkmal ist schon planiert.
komm, wir übertreiben ein bisschen um zu überleben
Nebeneinanderliegen und sich verstehen, sich kennen und aneinander festhalten, so lange es gut geht. So lange man hier ist und die Gedanken nicht wegdriften, bis der Moment kommt, this akward moment when you realize: da unter deinen Fingern ist die Haut glatt, da ist diese Narbe nicht, da ist etwas anders. Nicht im Bösen und auch nicht im Guten, der Rest ist Flucht vor sich selbst und wenn ich irgendwann bleiben kann, dann ist es besser geworden und gut, dann habe ich genug Schutt und Asche darübergeschaufelt, damit es in den Augenblicken der Nähe nicht wieder hochkommt.