3. November 2011

wind|wärts

Am Bahngleis stehst du wie all die anderen, ob sie nun fort oder heim wollen, manchmal weiß man es nicht zu sagen; die Gesichter versteinert vom ewigen Warten, wenn auch nur innendrin. Die Warnung vorm durchfahrenden Zug lässt alle zurücktreten, keiner will irgendwo einfach nur durchfahren, alle wollen irgendwo ankommen, das ist das Credo unserer Zeit. Du aber bleibst stehen, so nah am Bahnsteig, wie es der gesunde Menschenverstand gerade eben noch zulässt; stell dich der Angst des Fahrens ohne Halt, es ist wie Meeresrauschen und Wetterleuchten, wie Ferne Schauen und Flügelschlagen, ein Güterzug voller Emotionen. Geschlossenen Augs schaust du den Wind, der dir die Kleider tanzen lässt und deinem Haar das Fliegen lehrt, die paar Sekunden nur und ein Leben lang Sehnsucht.