Du riechst es. Du spürst den aufkommenden Wind, hörst das Blätterrauschen; elektrisiert, die ersten Blitze am Horizont, du wartest. Der Wind presst dir das Kleid an den Leib, dein Bauch zeichnet sich ab, deine Oberschenkel, der Unterleib, deine Knie zittern vor Anspannung und du widerstehst dem Drang, schneller zu gehen. Soll es doch kommen, das Gewitter, soll es dich doch holen und mit dir spielen, die Plastiktüten am Straßenrand tanzen schon. Tanzen willst auch du, vor Lust, vor Vorfreude auf den Regen. Noch langsamer gehst du und eine alte Frau vor der Tür zu ihrem Haus sieht dir verwundert nach und prüfend in den dunklen Abendhimmel, die Wolken sind verschmolzen. Du schmilzt wie sie und sehnst dich nach Erlösung; die Zeit soll still stehen, denkst du dir, nur noch ein Weilchen, weil die Minuten vor dem Sommergewitter sind, wie diese eine Sekunde vor dem ersten Kuss.
24. August 2011