20. Februar 2012

von händen und tanzbären

Was treibt uns, wenn wir uns umeinander drängen, was drängt uns auseinander, wenn wir des nachts fast zerbrechen. So tanzen wir, um nicht sehen zu müssen, so trinken wir uns Mut an und halten durch und aus, es macht dich stolz, ein bisschen. Genug, um nicht aufzugeben, weiter und höher hinaus, Stück um Stück mit dir an der Hand und deinen offenen Augen, mit dem Verstehen um diese Wunden, die man viel zu lange mit sich herumträgt, länger als Salz noch wirken könnte, länger als dein Atem ist, kürzer aber als die bleibenden Narben.

26. Januar 2012

im dunkeln sieht man mit den händen

Dann hältst du mich fest und ich mich am Moment, wer muss sprechen und sich den Mund fusselig erklären, wenn es so einfach sein kann. Woher weiß ich, wer du bist und wie du mich siehst, im Nebel vielleicht oder Licht, im Alleingang oder durch die Erzählungen der anderen, unter Umständen oder über alle Grenzen hinweg, ich ahne schon lange nichts mehr, ich vermute nur noch ins Blaue hinein, vielleicht träume ich ein bisschen. Gerade genug, um nicht an den Tatsachen zu zerbrechen, zu wenig, um über sie hinwegzukommen. Umbrüche brauchen Zeit und Vorbereitung, Umbrüche finden nicht von jetzt auf gleich statt, sagst du und ich schaue zurück, nur auf ein Jahr und denke: Wenn das alles nur Vorbereitung war für einen Umbruch, was soll dann noch kommen und wer hält mich im Arm wenn es soweit ist, damit ich das durchstehe; allein ist nichts für mich, nicht heute, nicht hier, bitte nicht.

17. Januar 2012

ich eine sphynx

Ich spreche nicht, ich rede nur ein bisschen. Auf meiner Zunge liegt eine Wahrheit, sie kommt nicht darüber hinaus, sie verreckt mir auf den Lippen. Warum küsst du sie dir nicht von dort fort, das wäre des Rätsels Lösung, ich schweige, du auch. Zurück bleibt kalter Rauch und der schale Geschmack meiner eigenen Unsicherheit, ich will nicht mehr Sehen müssen, stich mir die Augen aus. Damit ich blind sein kann nur für ein paar Wochen, um zu erfahren, welche Erinnerungen in meinem Kopf wirklich Erinnerungen sind und welche Blenderei, hervorgerufen durch das Immerwiedervoraugenführen einiger schöner Momente. Offenen Augs und mit zusammengebissenen Zähnen schläft es sich schlecht, ich träume nicht mehr, etwas fehlt oder etwas ist zu viel, who knows, who cares, who needs things like this.

wir geraten nicht aus den fugen, wir füllen sie mit wein

Mit diesem Muskelkater in unseren Köpfen werden Situationen zu Seltsamkeiten. Anfangs eine Fremde, später ein Teil von allem; der Wein ist gut, was habe ich anderes erwartet: Musik und Wein und dieser Geruch, den ich nicht vergesse. Welche Rolle spiele ich, ich habe den Text nicht parat, keiner souffliert, nur das Glas raunt mir wenig hilfreich Dinge ins Ohr, Fragen und ein bisschen Einsamkeit. Wir improvisieren, damit kennen wir uns aus, das Französische daran ist die leichtgenommene Schwere, das Wollen und Hinauszögern und zur Ablenkung noch einen Roten, bis die Zunge schwer wird und man eine Entschuldigung hat für das Nichtgesagte, das Nichtküssen, das Festhalten und Liebkosen mit Sicherheitsabstand, damit einen die Sehnsucht nicht auffrisst. Was war da nochmal, letztes Jahr, was war da noch gleich, wen interessiert das und wer kann so schnell lernen aus all dem, wer will das schon, ich nicht, du nicht, wir stolpern blind und ohne doppelten Boden durch unsere Befindlichkeiten und weinen nachts dann ein bisschen in unseren Betten, winzige Boote auf offener See, vor der Küste die Klippen.

10. Januar 2012

fade|in

Anschauen und innehalten, keine Pläne schmieden aber schmiedeeiserne Klettergerüste bauen aus Gemeinsamkeiten. Was uns einengt ist Glas nur, nur Durchsichtigkeiten und Weite, wir sind so herzzerreißend herzlos manchmal, dass es fast schmerzt. Wenn man uns eine Frage stellt, für die wir nur ein Lachen übrig haben und wilde Küsse, wenn man uns für/wahr/nimmt, bis das Lachen vielleicht eines Tages müde wird und wir nichts mehr übrig haben, kein Lachen, keine Küsse, keine Wahrheit, was dann, wenn wir nicht einmal mehr gemeinsam einsam sein können, was dann. Lass uns am Fenster sitzen, bis wir vergessen haben, was noch drinnen und was schon draußen ist, bis uns die Augen übergehen vor Himmelweite und die Herzen vor Leichtigkeit; ein Sperling will ich sein mit dem Mut eines Falken, ein Adler mit den Gemüt einer Nachtigall.

9. Januar 2012

geschüttelt, nicht gerührt

Magnificent. Ein Augenblick voller Klarheit und Unverständnis, obendrauf ein plötzliches Aha, so wird das Nichtnachdenkenwollen zur Fantasterei. Vom Täuschen und Träumen, vom Leben und Lieben, von hier nach da und noch hundert Kilometer weiter. Bist du bereit, bist du anwesend und haltbar, bin ich Wachs oder Stahl oder eine Zimmerpflanze für dein Fensterbrett, bin ich bereit, bin ich hier und tragbar, bist du ein Umweg oder der goldene Schnitt. Porzellanseele, Keramikemotion, Blindpuzzelei. Ich eine Unbekannte, eine Unbedingtheit, eine Herbstzeitlose im Sommerkleid, wir verwundet und verwundert ob der Nachlässigkeit der kleinen Tode und schweren Geburten, stellen wir uns unablässig Fragen, auf die auch die Welt keine Antworten weiß.

29. Dezember 2011

zwischen den welten tragen wir einen tarnumhang

Zwischen meinen zerwühlten Laken tauchst du auf, zwischen den Kissen und den Küssen bist du plötzlich da und schaust mich an. Ich sehe dich überall da, wo ich dich nicht sehen sollte, wo ich dich gehen lassen sollte und loslassen, wo ich nicht ganz anwesend bin und meine Gedanken die Welt füllen mit deinem Geruch, deinem Lachen, mit dir und deinen Dämonen, mit meinen Geheimnissen und meiner Verwirrung manchmal. Ich spür dich auf, dir nach und hinterher so oft du gehst, so oft du „ja“ sagst und ich „vielleicht“ verstehe, so oft ich schweige, weil ich fürchte, dass das alles eine Nummer zu groß ist für mich, um es noch halten zu können. Hilf mir dabei.

27. Dezember 2011

rausch|en

Wie ein Kopfnicken bist du, ein schweigsames Nicken. In Gedanken bau ich ein Haus für uns, für uns alle, mit vielen Zimmern und einem Garten wie ein Meer, mit Gläsern für Zwölf und breiten Betten, einem Tisch, groß wie unsere Herzen, damit jeder Platz findet, damit man endlos Gespräche führen kann, damit man sich verstehen lernt und vertrauen, damit man gemeinsam sein kann, was keiner von uns alleine schafft. Und Ärger gäbe es und Zwist und Zank in diesem Haus, Streit und Uneinigkeiten mitunter, Eifersucht und Missverständnisse, aber auch etwas, das uns zusammenschweißt und hält und trägt und immer leiten sollte in allem: etwas wie Liebe, nur größer. Dann säße ich im Garten, rauchend und sehnend und wissend irgendwie, wissend, dass alles schon irgendwie okay ist mit uns und unseren verwirrten Gedanken.

Ein Kopfnicken bist du, ein schweigsames Nicken und ich schau hoch zu dir und deine Augen versuchen etwas zu sagen, das ich in all dem Lärm um uns herum einfach nicht hören kann. Statt zu reden küssen wir uns, statt uns zu küssen halten wir uns aneinander fest, ich will nicht mehr loslassen und tue es doch. Diese Nacht eine Lehrstunde für mich, du kannst mir nicht helfen dabei, eine Stunde später lerne ich meine Lektion und die Welt schrumpft vor meinen Augen zu einem Punkt. Auf dem Weg nach Hause wünschte ich, du würdest dort auf mich warten, um mich in den Arm zu nehmen und zu schweigen, ein stilles Nicken, ein schweigsames Verstehen, ein Anker und Land in Sicht, wer bist du, mein Fremder, wer bist du, dass ich immer wieder in deinen Armen an Land gehe, wie stürmisch die See auch ist, wie hoch auch die Wellen schlagen, wie sehr auch die Irrfahrten zehren.

19. Dezember 2011

abenteurer ziehen die schuhe aus und springen

Verdrehte Köpfe und haltlose Welten, sing a song of happiness and desaster, einen durchsichtigen Blues. Zwischen den Schulterblättern juckt es manchmal, das ist schon okay so, wenn jemand versehentlich beim Kraulen einen Nerv trifft, das muss so, nicht anders, merk dir die Stelle, wer weiß, wann es nutzbar wird. Fremd bin ich, fremd bist du, fremd diese Bedingungslosigkeit und doch hier, zwischen den Geschichten und Märchen, zwischen Utopie und Erinnerung, zwischen den Welten, ich voller Sehnsucht, du ein scharfes Schwert manchmal, wir getrieben und neugierig, barfuß auf den Klippen am Meer.

18. Dezember 2011

und nachts die katzen, kunterbunt

So tanzt du also durch die Nacht, mit diesem Loch im Herz und den vielen Fragen im Kopf. Wie sehr kann es einem Menschen eigentlich egal sein, was andere über ihn denken? denkst du und trinkst darauf noch einen Schnaps, cheers, das Leben kann uns mal, wir tun, was wir nicht lassen können und zählen die Schnitte im Fleisch dann später, wenn das Blut nicht mehr fließt. Tritt um Tritt weiter hinein in den Sumpf, aus dem du dich nicht mehr selbst herausmanövrieren kannst, Schritt um Schritt weiter weg von dir oder näher heran, alles wird uneindeutig und nebulös, bis du eine Wahrheit auf der Zunge trägst und aufschaust in ein Augenpaar. Clearly, so shiny, fantastico. Etwas bricht, bricht auf und um, wer hat Schuld daran, wenn man zwar nichts bereut aber das dringende Bedürfnis hat, sich zu entschuldigen, um Verzeihung zu bitten, die Hände dabei vor das Gesicht zu legen und zwei Tränen zu weinen, eine für sich selbst und eine für die Anderen, wer trägt die Last und wer die Leichtigkeit. Wer trägt dich durch den Sumpf und wer kann deine Wunden noch zählen, wenn du selbst nur die Wunden der Anderen zählst, die du ihnen mit scharfen Krallen geschlagen hast, da ist Blut an deinen Händen, siehst du es nicht. Wem kannst du trauen, wer traut dir noch, wenn du zerreißt und zerbrichst.