1. Mai 2012

wen retten wir, wenn die welt untergeht

Da steht nur dieses Nein, dieser Schlagbaum und ich lese das verdammte Schild immer wieder, wieder und wieder, aber die Buchstaben verändern sich nicht, es bleibt gemeißelt: Nein, du schreist es in meinem Kopf immer wieder, das stimmt so nicht, du flüsterst es, neinneinnein, ich starre die Wand an, ich starre mich an und ich versuche mich zur Resignation zu zwingen und zum Schweigen, zum Aufgeben, das wär’s jetzt, hinlegeneinschlafen und nichtdrübernachdenken. Keine Chance, eine glatte Wand aus Angst und wasweißdennichnochalles, spiegelglatter Stahl, Chirurgenstahl, steril und dieses Nein, das sich in meinen Kopf frisst und in mein Herz und meine Füße einbetoniert in Sprachlosigkeiten, wimmernd ein bisschen aber das tönende Nein überlagert es. Halt die Fresse, mein Herz, halt einfach die Klappe und reiß dich zusammen, so schlimm ist das doch nicht, alles vergeht und wird besser irgendwann, irgendwann dann später, wenn aus dem Nichtverstehen eine weitere missglückte Verhaltensweise geworden ist, irgendwann später, wenn wir dann draufschauen und sagen können: Hachguck, schaumaleineran, so war das damals, als unsere Herzen noch größer waren und unsere Angst vor der Welt noch klein.

26. April 2012

dann drehen wir uns im kreis und keiner lacht

Zwischen Resignation und mutentbranntem Rauschen in den Ohren, zwischen Sprechen und Schweigen und dem, was dazwischenliegt wechseln im Minutentakt die Resonanzen; das alles klingt nach Wolkenbruch und Wettertosen, windzerzaustem Weltschmerz. Ich verhärte und die Grenzen weichen auf, du entgleitest mir, irgendwohin. Mag es da wärmer sein und sonniger, wünsche ich dir und sehne dir nach, sehe dir nach und bin unfähig, mich zu bewegen, weil ich nicht weiß, was hier richtig und falsch ist, weil ich zwischen Zeilen hänge und stolpere beim Gedanken an dichmichuns und deine Hände auf meiner Haut.

22. April 2012

unter tage atmen wir staub

Bier statt Fragen, Tequila statt Tränen, wir zerbrechen nicht, nur das Herz wird uns kalt wie ein Klumpen Eis in der Brust und du. Wie angewurzelt, mal nicht davonlaufen, stattdessen leise beten, dass man das vielleicht alles nur träumt gerade; in meine Netzhaut brennt sich ein Bild und eine Narbe reißt auf, es blutet nicht, es eitert nur. Die Nacht schluckt dich, frisst mich mit Haut und Haar und spuckt bittere Galle, in dieser Stadt ist es einsam nachts um halb Zwei. Die Lichter lügen. Beton statt Ziegelsteine, eine Mauer aus einem Guss für mich und dein gefrorenes Meer. Wir fühlen uns schwer und schwerer angesichts der Leichtigkeit, da kommen Dinge ans Licht, die keine Namen verdient haben, nenn sie Dinge und reiß dich zusammen, sammel dich vom Boden auf, zwischen den Kippen und den Pfützen und den vielen zertretenen Freuden liegt ein Stück Herz, beinahe wäre ich daraufgetreten, oh, es gehört mir, na sowas; anschnallen, weitertanzen, die Füße im Himmel, das Hirn unter den Arm geklemmt und das Herz, das Herz, nunja.

11. April 2012

mit geschlossenen augen sieht man besser

25. März 2012

über den dächern wird uns das herz eng

Weit siehst du und doch nur bis ins eigene Herz, da kann uns das Dach der Stadt auch nicht helfen und die Musik nicht und dieser Frieden hier oben. In Gedanken wandere ich auf der Brüstung entlang, ohne Halt vor dem langsam dunkler werdenden Himmel, es ist Platz für uns beide hier; wenn wir eng aneinander geschmiegt gehen, kann uns nichts passieren. In meinem Kopf formen sich Bilder vom Fliegen und Freisein und für einen ganz kurzen Moment denke ich: jetzt springen, das wäre es, jetzt, wo alles so gut ist und mein Herz voller Liebe und Inspiration, heute im unbändigen Sonnenschein, hier, wo es kaum noch besser sein kann, mit diesem unfuckingbelievable Gefühl von Stärke, mit dir im Kopf und den Geistern weit hinterm Horizont, ein Schritt nur, denke ich, einmal auf das Geländer steigen und auf der anderen Seite einfach vergehen, glücklich für immer. Später lese ich deine Nachricht, die du ungefähr zur gleichen Zeit geschrieben hast, wo bist du, hast du gefragt, während ich all meinen Mut am Geländer zusammennahm und einen Schritt rückwärts ging und damit einen Schritt vorwärts, einen Schritt auf dich zu in diesen Frühling Zwozwölf, auf den Lippen eine Warnung vor dem Sommer.

23. März 2012

wir lassen locker aber nicht nach

Entspann dich doch mal, bleib locker und mach mal, dann los, nicht so viel nachdenken, endlich mal tun, Augen zu und ran an den Speck. Unter der Oberfläche brodelt es, wir reißen uns am Riemen und die Haare aus dabei, wir wollen vorwärts und aufwärts sowieso, dabei ist es ganz schön so im Jetzt und Hier, in der Gegenwart und miteinander. Ich will näher kommen, noch vielviel näher, mit großen Augen direkt vor der Leinwand sitzen, um das Gefühl zu haben, mittendrin zu sein – mit Popcorn und Cola, und mit dieser 3D-Brille siehst du irgendwie lustig aus. Ich mag das, wir mögen das, ich will dir näher kommen, in meinem Kopf zeigt das Kino sein bestes Programm, mit Action und Special Effects, mit Emotionen und großen Bildern in Dolby Surround, ich verschlucke mich am Popcorn, die Cola steigt mir in die Nase, ich muss husten und niesen und laut mit Taschentüchern rascheln und wir lachen, weil wir aufgrund meiner Tapsigkeit den halben Film verpasst haben. Macht nichts, sagst du, unser eigener Film ist sowieso hundertfach besser.

11. März 2012

krokusküsse

Und du vergisst dich. Mal nicht drüber nachdenken, mal einfach tun, mal unerwartet losleben und lächeln dabei, es fällt dir seltsamerweise gar nicht schwer. Wie du da stehst und bist scheint es nichts anderes zu geben als dich im Jetzt, mit ein bisschen Zuversicht in der Hosentasche und dem Frühling im Haar, es duftet nach Wetter und Wolken und nackter Haut, nach einzwei Küssen und einem kleinen bisschen Glück, das strahlt dich an, das packt dich an diesem Punkt ganz tief drin und du hast ausnahmsweise mal keine Angst vor dir selbst und der Welt. Was macht das mit dir, was macht das mit uns und wo geht das hin, wer lenkt dich, wer hält dich, wer weiß, wer braucht all diese Fragen, wenn du doch unter all dem Schutt und der Asche den Mut wiedergefunden hast. Zeit für den Frühjahrsputz, schwing den Besen, reiß die Fenster auf, atme mal durch.

4. März 2012

einander ahnen wir und bekennen

Denkste dir so, haste mal nicht kalkuliert diese verpisste Herzkacke, die hochkommt und dich von innen fast ersticken lässt, weil sie sich in deinem Hals festsetzt. Klares Zeichen von Emotionsaktivismus, in deinem Kopf eine Demo gegen den Wahnsinn, mit Transparenten und Sprechgesängen, we don’t want your fucking weirdness. Ein paar unbeteiligte Fußgänger bleiben stehen und schauen auf dein Dilemma, bekommen große Augen und spitzen die Ohren, ehmomentmal, kennen wir doch irgendwie, hatten wir doch auch schon mal, geht wieder vorbei irgendwann und ihre Schritte entfernen sie schnell. Nur einzwei bleiben dann doch stehen, wissen nicht was sie sagen sollen außer woah und phew, das ist auch gut so, das ist ein Berührungspunkt immerhin und mitten ins Herz getroffen, mit zweischneidiger Klinge einen Weg gebahnt durch den Kopf in die Seele hinein, das verleitet zum Schweigen und Dochwissen, zum Einverständnis und man fühlt es kurz. Ein kleiner Wortwechsel nur und so viele Zeilen zwischen den Wörtern, hey Bro‘, stay true, be patient, be strong.

26. Februar 2012

ungekrönt sind wir ein häufchen elend

Schweigen um des Friedens Willen, in der Komfortzone bleiben, sich und andere nicht belasten, das können wir gut. Was wir nicht können: Mit dem Ergebnis leben. Innendrin laufen wir, bis uns die Luft wegbleibt, bis uns der Atem ausgeht und die Ausreden mit ihm, bis die Füße wund sind und das brennende Salz unserer Tränen auf unserer Haut alle anderen Schmerzen verdrängt. Die Angst ist nicht rational, aber allgegenwärtig; sich einlassen heißt loslassen, also lassen wir es. In meinem Kopf die Bilder, in meinem Kopf die Lieder und die Texte, in meinem Kopf Befürchtungen und du, wenn man Berge erklimmt, schwingt immer die Möglichkeit des Abgrunds mit, ich bleibe auf Normalnull und wär doch gern Seiltänzer.

22. Februar 2012

sichtweisen ungesehener

Du blinzelst in den Tag, mit Zuversicht, das ist ein bisschen neu so. Mit halbgeschlossenen Lidern realisierst du, das jemand neben dir liegt, so unvertrautvertraut, so ungeahnt, das es fast weh tut, du lächelst. Und hast Gesagtes zwischen den Ohren hängen; Wahrheiten, eisklar und ungeschminkt, sind über nacht geblieben, graben sich in dein Herz und du überdenkst dich, es schmerzt nicht mal, das ist das seltsame, es schmerzt nicht mal. Stattdessen hebst du den Blick, seit langem mal wieder, siehst statt auf deine eigenen Füße in die Augen deines Gegenübers und weitest den Horizont, der Horizont weitet dich und ein Wunsch auf deinen Lippen formt nur ein einziges Wort.